Startseite / Nachhaltigkeit / Soziale Auswirkungen
Nachhaltigkeit

Beschaffungskette

Da unsere Beschaffungskette umfangreich, mehrschichtig und komplex ist, verfolgen wir einen detaillierten Ansatz im Umgang mit unseren Zulieferern.
Beschaffungskette


Neben unseren eigenen Beschäftigten spielen auch die Arbeitskräfte in den Fabriken unserer Zuliefererbetriebe eine zentrale Rolle in unserem Nachhaltigkeitsprogramm. Da uns ihr Wohlbefinden und die Arbeitsbedingungen in den Betrieben unserer Zulieferer am Herzen liegen, haben wir mit unseren Arbeitsplatzstandards (‚Workplace Standards‘) einen Verhaltenskodex für Zulieferer erarbeitet, der auch Bestimmungen für gesundheitsverträgliche und sichere Arbeitsbedingungen sowie umweltgerechte Abläufe in den Produktionsbetrieben umfasst. Um die Einhaltung unserer Standards sicherzustellen, nutzen wir einen mehrstufigen Überwachungs- und Durchsetzungsprozess, zu dem auch der Einsatz eines Ratingsystems gehört, mit dem wir unsere Zulieferer bewerten. Die Ratingwerte werden an unsere Beschaffungsteams weitergeleitet und in die Gesamtbewertung des Zulieferers integriert, die in die Entscheidung einfließt, ob und in welchem Umfang wir die Geschäftsbeziehung mit einem bestimmten Zulieferer fortsetzen. Diese Transparenz und die Berücksichtigung bei Beschaffungsentscheidungen ist von grundlegender Bedeutung für den Erfolg unseres Bestrebens, die Arbeitsplatzbedingungen zu verbessern.

Zusätzlich zu unseren eigenen Inspektionen setzen wir auf unabhängige und unangekündigte Kontrollen durch neutrale Dritte. Dadurch können wir die Glaubwürdigkeit unseres Programms validieren und unseren Stakeholdern verifizierte Informationen darüber vorlegen. Als Mitglied der Fair Labor Association (FLA) unterliegt adidas unabhängigen Prüfungen und ist dem Beschwerdesystem und der öffentlichen Berichterstattung der FLA verpflichtet. Im Jahr 2005 wurde unser Kontrollsystem erstmalig von der FLA akkreditiert. Erneute Akkreditierungen fanden 2008 und 2017 statt. Diese Entscheidung basierte auf der unabhängigen Überwachung von Fabriken sowie auf Verifizierungsberichten der Zulieferbetriebe. Zusätzlich dienten auch sorgfältige Prüfungen der Prüfungsprotokolle, der Schulungsprogramme und der Prüfungssysteme als Grundlage.

Die globale Beschaffungskette des Unternehmens umfasst mehrere Gruppen – sogenannte ‚Tiers‘ – und erstreckt sich von strategischen Herstellern über Zulieferer für Komponenten und Material bis hin zu Lieferanten von Rohmaterialien wie Baumwolle, Leder und Naturkautschuk. In enger Zusammenarbeit mit wichtigen strategischen Partnern wird der weitaus größte Teil unserer Produkte in Fabriken von 108 Herstellern weltweit gefertigt. Wir legen Wert auf langfristige Beziehungen: 65 % unserer unabhängigen strategischen Partner arbeiten seit mindestens zehn Jahren mit uns zusammen und 35 % sogar seit mehr als 20 Jahren. Die Dauer der Beziehung zu unseren Zulieferern wird durch spezielle Performance-Kriterien festgelegt, die in regelmäßigen Abständen gemessen und geprüft werden. Zudem werden die Zulieferer durch die Vergabe größerer Aufträge dazu angehalten, ein hohes Leistungsniveau in Bezug auf diese Kriterien zu erreichen und zu halten.

adidas hat einen Großteil seiner Produktion ausgelagert. Insgesamt arbeiten wir mit über 400 unabhängigen Zulieferbetrieben rund um den Globus zusammen, die unsere Produkte in 45 Ländern herstellen. In unserer globalen und vielschichtigen Beschaffungskette arbeiten wir mit vielen unterschiedlichen Geschäftspartnern zusammen. Mit manchen Herstellern unterhalten wir direkte Geschäftsbeziehungen, mit anderen hingegen nicht.


Weltweite Zuliefererlisten

adidas ist eines der wenigen Unternehmen der Branche, das seine weltweite Lieferantenlisten vollständig veröffentlicht hat.

LINK



Geschäftsbeziehungen im Bereich Beschaffung

Unser Einfluss auf die Einhaltung sozialer und ökologischer Vorgaben ist an die Stärke unserer Partnerschaften geknüpft und oft proportional zum Umfang und zur Regelmäßigkeit der Aufträge, die wir bei unseren Zulieferern platzieren.

  • Direktes Beschaffungsmodell: Wir unterhalten direkte vertragliche Beziehungen zu unseren Hauptzulieferern, die zentral von unserer Global Operations Funktion überwacht werden. Global Operations steuert die Entwicklung, Fertigung, Planung, Beschaffung und Logistik für den Großteil unserer Produkte. Diese Zulieferbetriebe produzieren den überwiegenden Anteil am gesamten Beschaffungsvolumen des Unternehmens.
  • Indirektes Beschaffungsmodell: Der verbleibende kleine Teil unseres Produktvolumens wird über Agenten beschafft oder unter Lizenz hergestellt. Die Agenten platzieren Aufträge bei ihren bevorzugten Zulieferbetrieben. Lizenznehmer können Aufträge entweder direkt bei ihren Zulieferern platzieren oder zwischengeschaltete Agenten nutzen. Unsere indirekte Beschaffungskette ergänzt unsere direkte Beschaffung, indem sie spezifische Anforderungen erfüllt, die nicht durch Global Operations geleistet werden können.
  • Lokale Marktproduktion: Um kurzfristige Chancen in den lokalen Märkten schnell nutzen zu können – und um Nischenanforderungen im Markt oder spezifische Handelsbestimmungen zu erfüllen – können die adidas Tochtergesellschaften auch von lokalen Zulieferern in einem spezifischen Land beziehen, die nicht von Global Operations überwacht werden. Diese Zulieferer benötigen für die Produktion die Genehmigung des Social and Environmental Affairs Teams.

Unsere Zulieferer lassen sich in fünf Kategorien einteilen:

  • Mit unseren Herstellungspartnern haben wir eine direkte vertragliche Geschäftsbeziehung für die Lieferung von Produkten, sei es für den Export oder den Inlandskonsum.
  • Subunternehmer sind Fabriken, die von unseren Zulieferern beauftragt werden, Fertigungsprozesse zu übernehmen, die unsere Hauptzulieferer in ihren eigenen Betrieben nicht durchführen können.
  • Materiallieferanten und andere Dienstleister haben gegebenenfalls keine direkte Geschäftsbeziehung mit adidas, liefern jedoch Waren und Dienstleistungen an unsere Hauptlieferanten.
  • Lizenznehmer sind unabhängige Unternehmen, die Produkte unter Lizenz von adidas entwerfen, herstellen und vertreiben.
  • Agenten sind unabhängige Unternehmen, die als Zwischenhändler agieren. Sie geben die Herstellung von Produkten in Auftrag, verwalten die Fertigungsprozesse und verkaufen fertige Produkte an adidas.
  • Strategische Zulieferbetriebe sind Fertigungspartner und Materiallieferanten. Dies sind Zulieferbetriebe, die für spezifische soziale und ökologische Initiativen ausgewählt wurden, die über die allgemeine Compliance-Überwachung hinausgehen. Sie gelten als langfristige strategische Partner, die erstklassige Einrichtungen bereitstellen, als Tier-1-Hersteller einen bedeutenden Geschäftsanteil mit adidas haben oder, wenn es sich um Tier-2-Zulieferer handelt, eine wichtige Materialquelle für unsere Tier-1-Hersteller sind, über ein starkes Management von Entwicklung und Fertigung, Skaleneffekte sowie fortschrittliche Fähigkeiten im Bereich der Lieferkette verfügen.


Erfassung von Risiken

Die Erfassung der Risiken (Risk-Mapping) für unsere Beschaffungskette ist ein effektives Instrument, um sicherzustellen, dass unsere Zulieferer umwelt- und sozialverträglich produzieren. Wir kombinieren Prozesse, um Verbesserungen systematisch zu überwachen und zu unterstützen. Dabei verwenden wir Tools, die es uns ermöglichen, schnell auf kritische Situationen zu reagieren, sobald diese auftreten. Dies hilft uns, mögliche negative Auswirkungen auf Arbeitskräfte oder die Umwelt zu begrenzen. Wichtige Informationen für das Risk-Mapping liefern unter anderem die Prüfung der von Regierungen bereitgestellten Datenbestände, der regelmäßige Austausch mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden sowie der direkte Dialog mit den Beschäftigten.

Zur Früherkennung von Risiken in Bezug auf Menschen- und Arbeitsrechte sowie für die Umwelt beobachten und überwachen wir regelmäßig die Länder, von denen wir unsere Produkte beziehen und die Zulieferer, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir erstellen Länder- und Fabrikprofile, die Aufschluss darüber geben, welche Problembereiche priorisiert werden müssen und in welcher Regelmäßigkeit Überwachungs- und Abhilfemaßnahmen durchgeführt werden müssen. Wir nutzen die folgenden spezifischen Risk-Mapping-Ansätze und -Instrumente:

  • Risikobewertung auf Länderebene: Wir erarbeiten Länderprofile anhand von umfassenden Due-Diligence-Prozessen. Die Länder werden nach hohem oder niedrigem Risikowert kategorisiert. Zulieferer in Hochrisikoländern werden regelmäßigen Audits unterzogen.
  • Risikobewertung auf Fabrikebene: Es werden regelmäßig Audits, KPI-Bewertungen und Risikoanalysen zu den Fabriken durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen werden die Häufigkeit weiterer Audits sowie der Grad der Zusammenarbeit mit der Fabrik festgelegt.
  • Krisenprotokoll: Die Geschäftseinheiten und Fabriken nutzen dieses Instrument, um detailliert über risikoreiche Sachverhalte Bericht zu erstatten. Anhand der erhaltenen Informationen entscheiden wir fallweise über Besuche, Audits oder andere Interaktionsmaßnahmen mit einer Geschäftseinheit oder Fabrik.
  • Monatliche Berichterstattung an die oberste Führungsebene: Je nach Sachverhalt kann dies fallweise zu weiteren Maßnahmen führen.
  • Beschwerdemechanismus: Beschäftigte und andere Parteien können das Social and Environmental Affairs (SEA) Team über eine Vielzahl von Kanälen erreichen, darunter mobile Apps, gezielte SMS-Kanäle, Hotlines und andere Beschwerdemechanismen von Drittanbietern. Wir nehmen alle Informationen über die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, die wir von Beschäftigten und anderen Parteien erhalten, sehr ernst und sorgen dafür, dass wir ihnen sichere und einfache Kommunikationskanäle zur Verfügung stellen, mit denen sie sich mit uns in Verbindung setzen können. Anhand der erhaltenen Informationen entscheiden wir gegebenenfalls über zusätzliche Besuche, Audits oder andere Interaktionsmaßnahmen mit einer Geschäftseinheit oder Fabrik, die zu jeder Zeit stattfinden können.


Onboarding neuer Zulieferer

In enger Zusammenarbeit mit unserer Global Operations Funktion werden alle potenziellen neuen Zulieferer vom adidas SEA-Team bewertet, um sicherzustellen, dass neue Zulieferer unsere Standards erfüllen. Unsere Sourcing-Teams können Aufträge nur dann bei einem neuen Zulieferer platzieren, wenn das SEA-Team seine Genehmigung erteilt hat. Wenn Fabriken unseren Standards nicht entsprechen, werden sie abgelehnt. Wenn die Probleme jedoch behoben werden können, geben wir ihnen einen strikten Zeitrahmen, um diese zu korrigieren. Sofern die Fabrik Verbesserungen umgesetzt hat, wird sie als Lieferant zugelassen, der für adidas produzieren kann.

Indem wir die Messlatte für potenzielle und neue Zulieferer hoch legen, vermeiden wir es, Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten einzugehen, die ernste Missstände im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen haben sowie unzureichende Möglichkeiten, inakzeptable Bedingungen zu verbessern. Ende 2023 lag die Quote der Fabriken, die abgelehnt wurden, bei 28 %.

Training und Befähigung

Im Rahmen unserer fortwährenden Bemühungen, unsere Beschaffungskette effektiver und nachhaltiger zu gestalten, haben wir mit unserem globalen Zuliefernetz ein System mehrstufiger und funktionsübergreifender Schulungen eingeführt. Im Jahr 2023 haben wir etwa 4.200 Beschäftigte und Arbeitskräfte in rund 179 Trainingseinheiten geschult. Wir haben drei Hauptansätze für Trainingsinhalte:

  • Allgemeine Schulungen: u. a. Einführungsschulungen zu den adidas Arbeitsplatzstandards, Dateneinträgen von Fair Factories Clearinghouse (FFC), zum Verfahren zur Genehmigung neuer Produktionsstätten und zu den SEA-Betriebsanweisungen
  • Spezielle Schulungen: u. a. detaillierte Schulungen zu spezifischen Themen im Zusammenhang mit Arbeits-, Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltpraktiken sowie Methoden zur Erstbewertung
  • Schulungen auf fortgeschrittenem Level: u. a. Schulungen zu KPI- und Bewertungsinstrumenten, nachhaltiger Compliance-Planung und Methoden zur Selbstbeurteilung von Zulieferern

Weitere Informationen zum adidas Programm zum Aufbau von Kapazitäten bei unseren Zulieferbetrieben einschließlich Einzelheiten über die jeweiligen Initiativen finden Sie im aktuellen Geschäftsbericht.

Arbeitskräften die Möglichkeit zu geben, Missstände vertrauensvoll zu melden, spielt eine wesentliche Rolle dabei, faire, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Eine genehmigte Fabrik muss seine Arbeitskräfte in offenen Briefen darüber informieren, an wen sie sich mit Bedenken oder Anliegen wenden können. Die Briefe informieren die Arbeitskräfte, dass wir ihnen helfen werden, Lösungen für Probleme in den Fabriken zu finden, wenn sie dies nicht über die üblichen Mechanismen der Fabrik tun können. Den Arbeitskräften werden auch lokale Hotlines bereitgestellt, über die sie Bedenken äußern können. Diese werden von gemeinnützigen Organisationen oder unseren eigenen Teams.

Parallel zu bestehenden Beschwerdesystemen haben wir zusätzliche, digitale Tools implementiert. Nach der erfolgreichen probeweisen Einführung unserer ‚SMS-Worker-Hotline‘ bei Zulieferbetrieben in Indonesien im Jahr 2012 haben wir diesen betrieblichen Beschwerdemechanismus schrittweise verbessert und ausgebaut. Im Jahr 2023 hatten mehr als 450.000 Arbeitskräfte in 108 Produktionsstätten in 17 Ländern Zugang zu diesem System. Damit sind 100% unserer wichtigen strategischen Hersteller abgedeckt

Zusätzlich zu den verschiedenen Kanälen für die Kommunikation von Beschwerden stellen wir fortlaufende Trainingsmaßnahmen bereit, damit die Teams der Betriebe besser in der Lage sind, die Effektivität des Beschwerdemechanismus zu steigern. Die Zufriedenheitsrate in Bezug auf die Lösung von Beschwerden ist stetig angestiegen, von 39 % im Jahr 2019 auf 77 % im Jahr 2022. Zudem haben wir im Jahr 2020 den sogenannten ‚Worker Pulse‘ eingeführt, ein digitalisiertes Umfragetool, um die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Arbeitskräfte zu ihren Arbeitsrechten in Bereichen wie Kommunikation, Belästigung und Missbrauch sowie Beschwerdesysteme zu erfragen.

Überwachung der Leistung (Audits)

In den Betrieben unserer Zulieferer finden interne sowie externe Audits statt, um sicherzustellen, dass sie unsere sozialen und Umweltstandards einhalten.

  • Messung der Einhaltung sozialer Vorgaben durch Zulieferer (S-KPI): Die Strategie, die wir gegenüber Zulieferern anwenden, mit denen wir eine direkte vertragliche Geschäftsbeziehung haben, ist langfristig darauf ausgerichtet, diesen Zulieferern ein sozial- und umweltverträgliches Handeln in eigener Regie zu ermöglichen. Um sie zu unterstützen, führen wir Fabrikinspektionen durch, wobei Risiken beurteilt und die Ursachen für die Nichteinhaltung von Standards identifiziert werden. Mit unserem Social Key Performance Indicator (S-KPI) beurteilen wir die folgenden Aspekte: reduzierte Unfallratenhöhere Mitarbeiterbindungoptimierte Zufriedenheit unter den Arbeitskräften und die Effektivität unserer Maßnahmen zu ihrer Befähigung. Je nach Ergebnis erhalten die Zulieferer ein S-Rating zwischen 1 und 5 (wobei 5 das bestmögliche Rating ist). Unser Ziel für 2025 ist es, dass 90 % unserer strategischen Zulieferer mindestens die Bewertung 4S erreichen und dass 100 % 3S oder besser erreichen. 2022 haben knapp 75 % unserer Hauptzulieferer ein 4S-Rating oder besser erhalten, womit das ursprünglich für 2025 gesetzte Ziel (70 % der Zulieferer mit 4S-Rating) deutlich übertroffen wurde. Dies belegt ihre außergewöhnlichen Anstrengungen, die Anforderungen des S-KPI zu erfüllen, und ist Beweis für den positiven Beitrag, den die Richtlinien und Schulungen in der zweijährigen Vorbereitungsphase zur Einführung des S-KPI geleistet haben. Aufgrund der außerordentlichen Leistung haben wir unser Ziel für das obere Leistungsband für unsere Tier-1-Zulieferer angehoben und erwarten nun, dass 90 % unserer strategischen Tier-1-Zulieferer bis 2025 mindestens 4S oder besser erreichen. Weitere Informationen zum Ansatz unseres Unternehmens zur Überwachung unserer Beschaffungskette sind hier im SEA Audit Manual zu finden, das einen Überblick über den Monitoring-Ansatz unseres Teams gibt.
  • Lizenznehmer (‚Report Cards’): Einige unserer adidas Geschäftseinheiten schalten bei der Produktbeschaffung Agenten wie Lizenznehmern dazwischen, die eigenständig für die Herstellung der Produkte verantwortlich sind. Diesen Prozess bezeichnen wir als die indirekte Beschaffung von Produkten. Wir fordern von unseren Lizenznehmern, dass sie unseren Ansatz zur Überwachung der Compliance in der indirekten Beschaffungskette übernehmen und Audits durch von adidas zugelassene externe Prüfer in Auftrag geben, die die Ergebnisse der Compliance-Pläne und -Aktivitäten verifizieren. Anhand eines umfassenden Bewertungsbogens (‚Report Card‘) führen wir eine jährliche Bewertung der Compliance-Leistung der Lizenznehmer durch. Von unseren wichtigsten Lizenznehmern erreichten 100 % ein Compliance-Rating in Höhe von 4 (auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 5 das bestmögliche Rating ist) und 75 % eine Bewertung von 5S. Dieser Rating-Mechanismus spiegelt den unseres S-KPI wider, der für Herstellungspartner angewandt wird und sagt aus, dass die entsprechenden Lizenznehmer erfolgreich nachweisen können, dass sie starke Governance-Systeme, Verwaltung der Beschaffungskette und Compliance-Anforderungen in Bezug auf die Beschaffungspraktiken in ihre Geschäftspraktiken implementiert haben. 


Durchsetzung der Standards: Umgang mit Verstößen

Verstöße gegen die Arbeitsplatzstandards sind kategorisiert in sogenannte ‚Zero Tolerance‘ (Nulltoleranz)-Verletzungen und ‚Threshold Issues‘ (Grenzfälle). Nulltoleranzfälle umfassen Gefangenenarbeit, lebensbedrohliche Sicherheits- und Gesundheitsbedingungen sowie wiederholter oder systematischer Missbrauch. Jede Aufdeckung eines solchen Verstoßes zieht eine sofortige Kontaktaufnahme mit dem Zulieferer nach sich. Bestätigt sich der Vorwurf, beenden wir die Geschäftsbeziehung mit diesem Zulieferer. 

Zu der Kategorie der Grenzfälle zählen schwerwiegende Verstöße in den Bereichen Beschäftigung, Gesundheit, Arbeitssicherheit oder Umwelt (oder eine Kombination dieser Probleme). Unsere Durchsetzungsrichtlinien sehen in solchen Grenzfällen gegebenenfalls den Ausschluss eines neuen Herstellers oder Durchsetzungsmaßnahmen für bestehende Zulieferer vor. Für den Fall, dass Zulieferer gegen unsere Arbeitsplatzstandards verstoßen, greifen wir auf die Sanktionen und Abhilfemaßnahmen aus unseren ‚Richtlinien zur Durchsetzung unserer Standards‘ zurück. Dazu gehören:

  • Beendigung des Herstellerrahmenvertrages
  • Aufforderung zur Produktionseinstellung
  • Untersuchung durch Drittparteien
  • Schriftliche Verwarnungen
  • Überprüfung der Auftragsvergabe
  • Beauftragung spezieller Projekte zur Behebung spezifischer Compliance-Probleme
Entwicklung unseres Programms zur Einhaltung von Standards in der Beschaffungskette

Wir verfolgen einen tiefgreifenden Ansatz, wenn es um das Management der Beziehungen zu unseren Zulieferern geht, und wir entwickeln fortlaufend neue Konzepte zum Umgang mit Zulieferbetrieben, die Teil der indirekten Beschaffungsmodelle sind. adidas führt seit Jahren wegbereitende Leadership-Programme durch, die sich mit diesem Thema befassen. Im Folgenden sind einige wichtige Meilensteine aufgeführt:

  • Im Jahr 2022 haben wir unsere Richtlinie zum Schutz der Menschenrechte (Human Rights Policy) eingeführt, mit der wir unsere Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte bekräftigt haben. Die Richtlinie definiert unsere Erwartungen an unsere Beschäftigten und Geschäftspartner, die Achtung der Menschenrechte in ihre tägliche Arbeit zu integrieren. Sie wurde im Rahmen umfassender Konsultationen mit einer Vielzahl von Stakeholdern entwickelt, darunter wichtige interne Unternehmensfunktionen und Arbeitnehmervertreter sowie externe Stakeholder aus der Zivilgesellschaft und Experten für Wirtschaft und Menschenrechtsfragen. Außerdem haben wir unser ‚Social Impact‘-KPI-Tool für Lieferanten eingeführt. Der ‚S-KPI‘ misst die sozialen Auswirkungen der Zulieferer anhand einer Reihe von Sozialindikatoren, wie z. B. Unfallraten, Zufriedenheit und Befähigung der Beschäftigten.
  • Im Jahr 2021 haben wir unsere veröffentlichte Richtlinie zu verantwortungsvollen Beschaffungs- und Einkaufspraktiken um die ‚Zehn Verpflichtungen für den Einkauf‘ erweitert. Zu den ‚Zehn Verpflichtungen für den Einkauf‘ gehören: pünktliche Bezahlung der Lieferanten, Minimierung von Auftragsstornierungen, Lieferverzug oder Qualitätsmängeln, Erteilung von Aufträgen mit Vorankündigung und Aufbau langfristiger Beziehungen zu Geschäftspartnern. Auch in 2021 haben wir unsere erste Strategie für angemessene Entlohnung (Fair Compensation Stategy) eingeführt, um Fortschritte bei den Löhnen im Vergleich zu Lohn-Benchmarks zu unterstützen, und einen dreijährigen Prozess gestartet, um die Löhne unserer wichtigsten Lieferanten strategisch mit international anerkannten Lohn-Benchmarks zu vergleichen.
  • Im Jahr 2020 haben wir uns als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie bemüht, die Auswirkungen der Pandemie auf die Beschäftigten in der globalen Beschaffungskette des Unternehmens zu mindern. Zu diesen Maßnahmen gehörten Leitlinien zur Kontrolle von Infektionskrankheiten, Vorkehrungen zur Arbeitssicherheit und zur Verbesserung des Wohlergehens der Beschäftigten. Wir haben eng mit unseren Herstellern zusammengearbeitet, um Covid-19-Sicherheitsmaßnahmen einzuführen und sie bei ihren Impfkampagnen zu unterstützen. So konnte ein hohes Maß an Schutz für die Beschäftigten erreicht werden. In Vietnam haben wir dabei geholfen, Tausende von Covid-19-Testkits an Beschäftigte zu verteilen, und die vietnamesische Regierung bei der Ausarbeitung von Richtlinien und Protokollen zur sicheren Wiedereröffnung von Fabriken unterstützt. Außerdem haben wir den ‚Call to Action‘ der Internationalen Arbeitsorganisation (‚ILO‘) unterzeichnet, um den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Textilindustrie zu begegnen und die sozialen Schutzmechanismen für künftige globale Katastrophen zu bewerten.
  • Im Jahr 2019 haben wir in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM) eine Null-Gebühren-Rekrutierungspolitik entwickelt und Schulungen zur verantwortungsvollen Rekrutierung für unsere Tier-2-Zulieferer und deren Arbeitsagenturen in Indonesien, den Philippinen, Südkorea, Taiwan und Vietnam eingeführt. Außerdem sind wir dem Better Buying Institute beigetreten, einer Initiative, die darauf abzielt, die Beziehungen zwischen Lieferanten und Käufern zu stärken und die Beschaffungspraktiken im Einklang mit unserer Richtlinie zu verantwortungsvollen Beschaffungs- und Einkaufspraktiken (Responsible Sourcing & Purchasing Policy) zu verbessern.
  • Im Jahr 2018 haben wir mehrere Worker-Empowerment-Initiativen gestartet, um die Beschäftigten innerhalb unserer Beschaffungskette stärker einzubinden. Dazu gehören ein App-basierter Workers-Voice-Beschwerdemechanismus, Schulungen für Vorgesetzte, Umfragen unter den Beschäftigten und digitale Schulungen, die im Laufe der Jahre Zehntausende von Beschäftigten erreicht haben.
  • 2017 wird adidas Gesamtsieger mit ‚herausragenden Leistungen‘ des Thomson Reuters Foundation Stop Slavery Award. Dieser Preis geht an Unternehmen, die sich führend im globalen Kampf gegen Zwangsarbeit in ihren Beschaffungsketten starkmachen.
  • Im Jahr 2016 lobt die Fair Labor Association (FLA) öffentlich die weitreichenden Aktivitäten von adidas in der Türkei, um syrischen Flüchtlingen bei der Suche nach Arbeit zu helfen und um die Arbeitsbedingungen für lokale und umgesiedelte Arbeitskräfte zu verbessern. Im gleichen Jahr wurde das Modern Slavery Outreach Program ins Leben gerufen, das den Fokus auf das Evaluieren und Adressieren von Risiken in der erweiterten Lieferkette des Unternehmens richtet, also auf ‚Tiers‘, die nicht vom regulären Überwachungsprogramm zur Einhaltung sozialer Standards und Arbeitsrechte erfasst werden. Des Weiteren erreicht adidas den ersten Rang im KnowTheChain-Benchmark, der 20 führende Schuh- und Bekleidungsmarken in ihren Bemühungen gegen moderne Sklaverei in ihren Beschaffungsketten bewertet.
  • 2015 setzt adidas die Anwendung und Förderung des eigenen globalen Human Rights Due Diligence (HRDD) Ansatzes in Bezug auf Menschenrechte fort. Es gelingt dem Unternehmen, die Transparenz sowie auch den Dialog mit wichtigen Stakeholdern noch weiter zu verbessern und zu vertiefen. Darüber hinaus adressiert adidas ernsthafte Risiken möglicher Menschenrechtsverletzungen in seiner breiter gefassten Lieferkette. Als erste Marke der Branche entwickelt adidas einen betrieblichen Beschwerdemechanismus zum Adressieren von Auswirkungen auf die Menschenrechtssituation. Im Juni 2015 legt adidas ebenfalls als erstes Unternehmen eine Aufstellung der erhaltenen Beschwerden Dritter in Bezug auf Arbeits- oder Menschenrechtsverletzungen offen. Diese Aufstellung wird jährlich auf der Website des Unternehmens aktualisiert und beschreibt im Einzelnen die Art der Beschwerde und den aktuellen Status.
  • 2014 schließt sich das Unternehmen dem Bangladesh Accord on Fire and Building Safety (‚The Accord‘) zum Brand- und Gebäudeschutz an. Infolgedessen beobachten wir bei unseren Zulieferern ein großes Engagement, die Sicherheitsanforderungen des Abkommens zu erfüllen. Im Jahr 2017 erreicht adidas Rang 9 von 206 unterzeichnenden Unternehmen hinsichtlich der Abhilfemaßnahmen der Zulieferbetriebe.
  • In den Jahren 2011 und 2012 nehmen 25 adidas Zulieferer aus acht Ländern (Philippinen, Indonesien, Mexiko, Brasilien, Vietnam, China, El Salvador und Thailand) an einer Selbstbewertungsumfrage zum Thema faire Löhne teil. Vier durchlaufen umfassende Bewertungen zum Thema faire Löhne. Im Jahr 2021 führt adidas außerdem bei einem seiner wichtigsten Schuhlieferanten in Indonesien den SMS-Beschwerdekanal ein, über den Arbeitskräfte anonym Fragen stellen und Bedenken äußern können, mit dem Ziel, die Kommunikation zwischen den Arbeitskräften in der Fabrik und dem Fabrikmanagement zu verbessern.
  • Als offizieller Partner der Olympischen Spiele 2012 in London veröffentlicht adidas 2011 seine Beschaffungskette für olympische Produkte und ist damit der erste Partner der Olympischen Spiele, der die Liste seiner Zulieferfabriken für eine Olympiade offenlegt.
  • Als offizieller Sponsor, Lizenznehmer und Ausrüster der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ in Südafrika legt adidas 2010 der Öffentlichkeit eine Liste mit allen Fabriken, die an der Fertigung von WM-Produkten beteiligt sind, offen. Wir sind der erste und einzige FIFA-Sponsor, der dies tut. Auch in 2010 leitet adidas einen Ausschuss bestehend aus Vertretern von Zulieferern und Marken, um mit der indonesischen Gewerkschaftsbewegung zusammenzuarbeiten. Ziel ist es, ein grundlegendes Rahmenwerk für die Anwendung von Gewerkschaftsrechten am Arbeitsplatz zu entwickeln. Im Juni 2011 wird schließlich eine Einigung erzielt und in Jakarta unterzeichnet. Ebenfalls in 2010 arbeitet adidas erstmals mit ILO Better Work zusammen, einem innovativen Partnerschaftsprogramm zwischen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und der International Finance Corporation (IFC). Mit dem Programm wird das Ziel verfolgt, sowohl die Einhaltung von Beschäftigungsstandards als auch die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb globaler Beschaffungsketten zu verbessern.
  • 2008 entwickelt adidas strategische Compliance-Pläne (SCP) für Lizenznehmer und Geschäftseinheiten, die ihre Beschaffung über Agenten abwickeln. Ende 2010 wird dem SCP eine als ‚Report Card‘ (RC) bezeichnete Ergebniskarte hinzugefügt.
  • 2007 veröffentlicht adidas die Liste seiner globalen Zulieferbetriebe. Die Liste wird zweimal im Jahr aktualisiert und umfasst T2-Zulieferer sowie Zulieferer von Lizenzprodukten.
  • 2006 wird ein überarbeiteter Verhaltenskodex ‚Arbeitsplatzstandards‘ (‚Workplace Standards‘) eingeführt, der die adidas Standards of Engagement ersetzt. Auch in 2006 schließt sich adidas der ‚Fair Factories Clearinghouse‘ an, einer branchenführenden Plattform zum Austausch von Daten bezüglich der Standardeinhaltung. Alle Informationen zur Einhaltung von Sozialstandards werden in dieser zentralen Datenbank gespeichert.
  • 2005 akkreditiert die FLA das adidas SEA-Programm.
  • 2004 ist adidas Vorreiter bei der Einführung von Personalmanagementsystemen in wichtigen Schuhfabriken.
  • 2001 trägt adidas durch das Adressieren von Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechten im Textilbereich maßgeblich zur Entwicklung der ‚Better Factories Cambodia‘-Initiative der Internationalen Arbeitsorganisation ILO bei. Seit Beginn des Programms werden alle adidas Textilfabriken in Kambodscha regelmäßig kontrolliert.
  • Im Jahr 2000 beginnt adidas als erstes Unternehmen der Sportartikelindustrie mit der Berichterstattung über seine Nachhaltigkeitsarbeit.
  • 1999 tritt adidas als Gründungsmitglied der Fair Labor Association (FLA) bei.
  • Anhand bereits bestehender Initiativen erarbeitet adidas 1997 seinen ersten Verhaltenskodex für Zulieferbetriebe (‚Standards of Engagement‘) und ruft ein Compliance Team ins Leben. Die Standards of Engagement, die jetzt als Arbeitsplatzstandards (‚Workplace Standards‘) bezeichnet werden, spiegeln internationale Menschenrechte und Arbeitsrechtskonventionen wider und stellen eine Vertragspflicht aller Produktionsvereinbarungen, die adidas mit seinen Zulieferbetrieben unterzeichnet, dar.


Teilen