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Stellungnahme zur Aufforderung, beim Streit um Mindestlöhne in Kambodscha zu intervenieren

04. Oktober 2010

Herzogenaurach, 4. Oktober 2010 – In den letzten Wochen erhielt der adidas Konzern regelmäßig E-Mails und Briefe von internationalen Arbeitsrechtsgruppen. Darin äußerten sie ihre Bedenken zu den ergriffenen Maßnahmen gegen die streikenden Gewerkschaften, die sich gegen den Mindestmonatslohn von 61 US-Dollar, auf den sich Bekleidungshersteller und andere nationale Gewerkschaften geeinigt haben, aussprachen. Der adidas Konzern ist in Kambodscha nicht vor Ort mit einem Büro vertreten und arbeitet deshalb eng mit den zuständigen Verantwortlichen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) für das Better Factories Progamm zusammen. Diese überwachen die Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben des adidas Konzerns und informieren uns regelmäßig über die Entwicklung der Situation in Kambodscha.
 
Als relativ kleiner Abnehmer der dort produzierten Bekleidung ist der adidas Konzern nicht im Prozess zur Festlegung von Mindestlöhnen in Kambodscha involviert und kann weder Autorität noch Einfluss auf die Parteien in den trilateralen Gesprächen ausüben. Dennoch sind wir besorgt, nachdem wir Berichte von Gewerkschaftsvertretern gehört haben, gegen die gezielt vorgegangen wurde, weil sie Streiks zur Verbesserung des wirtschaftlichen Wohlergehens ihrer Mitglieder organisierten. Deshalb haben wir gemeinsam mit anderen Marken ein Schreiben an die Regierung verfasst. In diesem fordern wir alle Parteien auf:

  • den Prozess zu respektieren und sich am gutwilligen Dialog zur Lösungsfindung zu beteiligen;
  • sich konstruktiv an der Findung einer langfristigen Lösung zu engagieren und von jeglichen hetzerischen Maßnahmen und kontraproduktiven Reden abzulassen;
  • eine Lösung zu finden, die auf die Bedenken aller Parteien eingeht und eine längerfristige Stabilität für die Industrie bietet.

Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen, um sicherzustellen, dass keine Maßnahmen gegen oder Entlassung von lokalen Gewerkschaftsvertretern, die an den jüngsten nationalen Streiks teilgenommen haben, erfolgen. Wir freuen uns feststellen zu können, dass wir keinerlei Hinweise auf solche Maßnahmen in unserer direkten Zuliefererkette erhalten haben.
 
Infolge der nationalen Streiks hat die Regierung eine hochrangige Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese umfasst je fünf Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeber, die gemeinsam mit den Ministerien für Arbeit und Soziales an der Erarbeitung von zusätzlichen Leistungen über dem Mindestlohn hinaus arbeiten. Im Rahmen dieses Prozesses soll es auch anderen Gewerkschaften ermöglicht werden, sich den Diskussionen in einem gemeinsamen Prozess anzuschließen. Der Arbeitskreis soll anschließend seine Empfehlungen zur endgültigen Entscheidung an den beratenden Arbeitsausschuss weiterleiten, das Gremium, das die Lohnpolitik festlegt.
 
In einem separaten Prozess haben die Gewerkschaften und Bekleidungshersteller ebenso eine gemeinsame Vorgehensweise zur Beilegung industrieller Streiks diskutiert. Es gibt in Form eines Fahrplans eine Einigung, wie mehr Vertrauen in den Tarifvertrag und in die Prozesse der Streitbeilegung aufgebaut werden soll. Wir halten dies für eine positive Entwicklung, die die Arbeit der Schiedskommission, die 2003 in Kambodscha ins Leben gerufen wurde, ergänzen soll.

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