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Stellungnahme zum Bericht der Asia Floor Wage Alliance

09. Oktober 2009

Herzogenaurach, 9. Oktober 2009 – Wir begrüßen die Bemühungen der asiatischen Organisation Asia Floor Wage Alliance (AFWA), ein Zusammenschluss mehrerer Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, einen Existenz sichernden Lohn zu definieren, der in weiten Teilen Asiens gelten soll. Wir erkennen zudem einige ihrer wesentlichen Beobachtungen an und unterstützen diese. Dazu zählen unter anderem die zum Teil unzureichenden Tarifverhandlungen innerhalb der Bekleidungsindustrie in den jeweiligen Ländern, das Scheitern der Regierungen, einen Mindestlohn einzuführen, der mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt hält, sowie die allgemeinen Unzulänglichkeiten hinsichtlich der Lohnbestimmungen und deren Durchsetzung in der Region.

Es ist allgemein bekannt, dass die internationale Bekleidungsindustrie von einer margenschwachen Massenproduktion geprägt ist, die viele Arbeitsplätze, jedoch mit geringer Entlohnung, schafft. Wie die AFWA richtig beobachtet, liegt der Grundlohn für Arbeitnehmer in dieser Industrie nah an den von den Regierungen gesetzlich festgelegten Mindestlöhnen. Mit der Einführung eines von der AFWA vorgeschlagenen länderübergreifenden gleichen Lohnniveaus würden die Gesamtlöhne deutlich steigen. In Bangladesh zum Beispiel würde die Einführung eines Grundlohns (von der AFWA an Hand der Kaufkraftparität berechnet) eine Versechsfachung der Löhne verglichen mit den derzeitigen Mindestlöhnen erforderlich machen, in Sri Lanka eine Verdreifachung. Dies wirft die wichtige Frage der Wirtschaftlichkeit solcher Vorschläge auf. Kann ein Bekleidungs- oder Textilhersteller wettbewerbsfähig bleiben, wenn er die vorgeschlagenen Grundlöhne einführt?

Die Antwort liegt laut der AFWA im Konzept der ausgleichenden Gerechtigkeit und in der Annahme, dass die internationalen Käufer bereit seien, höhere Preise zu zahlen. In einem höchst wettbewerbsintensiven globalen Markt würde das bedeuten, dass alle internationalen Käufer diese Vereinbarung geschlossen treffen und sie dann schließlich mittels höherer Preise an den Endverbraucher weitergeben. Die AFWA hat jedoch selbst konstatiert, dass in Wirklichkeit „auf den großen Verbrauchermärkten Europas und in den USA die Einzelhandelspreise für Bekleidung nun schon seit 20 Jahren fallen.“ Tatsächlich wird diese Preisdeflation andauern, da sich die Verbraucher in Zeiten der wirtschaftlichen Krise für preisgünstigere Waren entscheiden.

Der adidas Konzern ist der Meinung, dass die Löhne in unserer eigenen Beschaffungskette nicht nur den Grundbedarf der Arbeitnehmer decken müssen, sondern diesen auch ermöglichen sollten, Ersparnisse zu bilden und weitere Ausgaben zu finanzieren. Es ist unser langfristiges Ziel, mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die progressiv den Lebensstandard der Beschäftigten durch verbesserte Entlohnungssysteme, Zusatzleistungen, Sozialprogramme und andere Dienstleistungen zur erhöhten Lebensqualität anheben. Somit teilen wir mit der AFWA den gemeinsamen Wunsch, die Arbeitnehmer gerecht und angemessen für ihre Arbeit zu entlohnen. In den kommenden Monaten werden wir uns mit der AFWA in Verbindung setzen, um mehr über ihre Vorschläge zu erfahren, und um mit ihnen offen über die Umsetzbarkeit der Konzepte über Existenz sichernde Löhne in der Bekleidungsindustrie Asiens zu diskutieren.

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