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Stellungnahme zum Bericht „The Life of Football Factory Workers in Thailand” herausgegeben von der Thai Labour Campaign und der CCC

Die Thai Labour Campaign (TLC) und die Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für Saubere Kleidung) haben am 30.Juni 2006 einen Bericht über ,Das Leben von Arbeitnehmern in Fußballfabriken in Thailand’ veröffentlicht.

30. Juni 2006

Herzogenaurach, 30. Juni 2006 - Der Bericht bezieht sich auf die Fußballzulieferbetriebe Molten Thailand und Mikasa Thailand, sowie auf den Kunststoffhersteller Molten Asia Polymer Products. Wir haben den Bericht sorgfältig gelesen und unsere Antworten zu den Aussagen, die sich auf Molten Thailand beziehen, im folgenden aufgeführt.

Der Betrieb Molten Thailand befindet sich im Besitz einer japanischen Unternehmensgruppe und fertigt sowohl Bälle für die Marke adidas als auch für die eigene Hausmarke. Der Betrieb wurde als Hersteller für die Spielbälle der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006TM ausgewählt. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 960 Arbeiter, von denen 150 direkt an der Produktion des Fußballs +Teamgeist beteiligt sind. Die Herstellung dieses Balls findet in einem separaten Produktionsgebäude statt.

Wir sind enttäuscht darüber, dass die TLC, mit der wir mehrfach einen offenen Informationsaustausch geführt haben, uns nicht im Vorfeld gebeten hatte, direkten Zugang zu dem Betrieb zu erhalten. Stattdessen stützen sich die Autoren des Berichts ausschließlich auf die Aussagen einer kleinen Zahl von Arbeitern, die außerhalb des Fabrikgeländes befragt wurden. Aus diesem Grund enthält der Bericht viele Ungenauigkeiten und zeichnet somit ein falsches Bild von der Fabrik.

Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Betrieb in den vergangenen Monaten mehrmals durch lokale Behörden sowie durch das adidas Sozial- und Umweltteam kontrolliert wurde. Außerdem besuchten mehrere internationale Medienvertreter die Fabrik, die in diesem Rahmen Gespräche mit den Beschäftigten über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen führten. Darüber hinaus fand im April 2006 ein Besuch von unabhängigen Sozialprüfern bei Molten Thailand im Auftrag einer deutschen Verbraucherorganisation statt. Die Kontrolleure überprüften die Einhaltung von Kernarbeitsnormen, einschließlich Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltstandards, und bewerteten das Maß an Sozialverantwortung der Geschäftsführung. Als Ergebnis wurde dem Betrieb eine außerordentlich hohe Bewertung seiner Leistung bescheinigt.

Die Äußerung in dem Bericht, das Recht der Beschäftigten von Molten Thailand auf Bildung einer Gewerkschaft würde unterdrückt, weisen wir unmißverständlich zurück. Die Behauptung wird weder durch die vielen Hundert Befragungen von Arbeitnehmern gestützt, die unser Überwachungsteam in den letzten 5 Jahren durchgeführt hat, noch findet sich ein Hinweis hierzu in den Ergebnissen der unabhängigen Kontrollen, die in der Fabrik gemacht wurden.

Es gibt keine Anzeichen von Diskriminierung oder anderweitige Aktivitäten gegen Gewerkschaften bei Molten Thailand. Eine derartige Behauptung auf der Annahme zu machen, dass es in anderen Betrieben, die in keinem Verhältnis zu Molten Thailand stehen, Probleme zu diesem Thema gegeben haben mag, und diese dann auf Molten Thailand zu übertragen, entbehrt jeglicher Glaubwürdigkeit. Die Tatsache, dass es in dem Betrieb keine Gewerkschaft gibt, spiegelt die weitverbreitete Situation in Thailand wider. Weniger als 4% der Arbeitskräfte in Thailand sind gewerkschaftlich organisiert, wobei der staatliche Sektor die größte Zahl aktiver Gewerkschaften zu verzeichnen hat.

In der Fabrik Molten Thailand hat sich jedoch ein äußerst aktiver Ausschuß für Sozialangelegenheiten mit gewählten Arbeitnehmervertretern etabliert. Derartige Ausschüsse sind zwar in ihrer Funktion nicht gleichzusetzen mit einer Gewerkschaft, und sie können auch nicht in Tarifverhandlungen eintreten bzw. an ihnen teilnehmen. Sie unterstützen jedoch eine bessere Kommunikation zwischen den Beschäftigten und der Geschäftsführung und müssen nach thailändischem Gesetz in einem Betrieb gebildet werden. Arbeitnehmervertreter des Sozialausschusses von Molten Thailand haben in ihrer Funktion an unabhängigen, von Nicht-Regierungsorganisationen veranstalteten Schulungen über die Rechte von Gewerkschaften teilgenommen.

Die Aussage des Berichts, Molten Thailand beschäftige Arbeiter mit befristeten und unbefristeten Arbeitsverträgen, ist richtig. Zu der Äußerung, dass es eine unterschiedliche Behandlung dieser Arbeitnehmer gebe, möchten wir jedoch folgende Klarstellungen geben.

Sowohl die Beschäftigten mit einem unbefristeten als auch mit einem befristeten Arbeitsverhältnis haben dieselben rechtlichen Ansprüche in Bezug auf Lohnzahlung, Jahresurlaub, Krankenurlaub und andere Leistungen, einschließlich Sozialversicherung. Die festangestellten Arbeitnehmer erhalten jedoch noch zusätzlich zum regulären Lohn eine höhere monatliche Prämie sowie eine jährliche Bonuszahlung. Die monatlichen Zuschläge stellen einen Anreiz für die Beschäftigten zur regelmäßigen Anwesenheit dar. Dies ist eine übliche Praxis in thailändischen Fabriken und ist in keinem Fall als Disziplinarmaßnahme auszulegen, die ein verspätetes Aufnehmen der Arbeit bestraft, wie in dem Bericht angedeutet wird.

Wir stimmen mit dem Bericht überein, dass es nicht angemessen ist, dass Arbeitnehmer mit einem befristeten Beschäftigungsverhältnis für ihre Arbeitshemden selbst aufkommen müssen. Die Fabrik hat zugesichert, dass der Unterauftragnehmer diesbezügliche Lohnabzüge einstellen wird.

Die Aussage des Berichts, Überstunden in dem Betrieb seien verbindlich, ist nicht richtig. Die Beschäftigten können frei entscheiden, ob sie Überstunden arbeiten wollen oder nicht. Zudem endet die Tagesschicht nicht wie im Bericht dargestellt um 19:35 Uhr, sondern um 18:30 Uhr.

Der Bericht stellt unterschiedliche Gehälter von Arbeitnehmern vor. Der derzeitige Mindestlohn in Chonburi, der Ort, in dem Molten Thailand sich befindet, liegt bei 166 Baht pro Tag. Der durchschnittliche Lohn der unbefristeten und befristeten Arbeiter liegt bei 260 Baht bzw. 173 Baht pro Tag. Alle Beschäftigten können einen monatlichen Bonus erhalten, der sich nach Anwesenheit und Arbeitsleistung richtet. Dieser ermöglicht ein zusätzliches Einkommen von 600 bis 750 Baht pro Monat. Außer dem Lohn für die normale Arbeitszeit und die Überstunden, erhalten unbefristete Arbeitnehmer überdies noch einen Jahresbonus, der 2005 drei Monatsboni sowie 3.000 Baht betrug.

Der Bericht fordert weitere Verbesserungen der Gehaltstruktur, insbesondere für Beschäftigte mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Diesbezüglich möchten wir zwei Anmerkungen machen.

Der Mindestlohn, wird wie allgemein üblich grundsätzlich von den lokalen Regierungsbehörden festgelegt. Die thailändische Regierung hat erkannt, dass die Mindestlöhne nicht mit dem Anstieg der Verbraucherpreise und der Inflation Schritt gehalten haben, und paßte die Löhne in den vergangenen 18 Monaten dreimal an die Entwicklung an. Weitere Anhebungen der Löhne stehen daher bevor.

Die adidas Gruppe rät seinen Lieferanten grundsätzlich von dem Einsatz von Zeit- und Vertragsarbeitern in der Beschaffungskette ab. Wir haben die Geschäftsführung von Molten Thailand bereits gebeten, den Einsatz von Zeitarbeitern in ihrem Betrieb zu minimieren. Wir sind davon überzeugt, dass eine langfristige Verbesserung der Gehaltsstruktur für Vertragsarbeitnehmer am besten erreicht werden kann, indem sie in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis treten, mit erhöhter Arbeitsplatzsicherheit und zusätzlichem Jahresbonus.

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