Stellungnahme zu dem HKCIC-Bericht über Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer in Zulieferbetrieben für Fuß- und Rugbybälle in China
Herzogenaurach, 24. Mai 2002 - adidas-Salomon ist an den Ansichten und Meinungen aller Stakeholder interessiert. Deshalb sind wir aktiv darum bemüht, diese in Erfahrung zu bringen. Von Stakeholdern, die direkten Kontakt zu den Beschäftigten in den Fabriken unserer Zulieferer haben, erhalten wir wertvolle Informationen über Arbeitsbedingungen und die Behandlung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Den Bericht des 'Hongkong Christian Industrial Committees' ("HKCIC") über 'Arbeitsbedingungen in chinesischen Zulieferbetrieben für Fuß- und Rugbybälle' haben wir deshalb sehr eingehend studiert. Der Bericht wurde im April 2002 veröffentlicht und beschreibt inakzeptable Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten in drei Herstellungsbetrieben in der Provinz Guangdong in Südchina. Laut des Berichts haben zwei der genannten Fabriken - die Firmen Guang Ho und Tai Yang - neben anderen Marken auch Sportbälle für adidas-Salomon hergestellt.
Derzeit ist nur eine dieser Fabriken, (welche uns als "Kuan Ho Sporting Goods Limited" bekannt ist), Geschäftspartner von adidas-Salomon. Der Zuliefervertrag mit der anderen Fabrik 'Tai Yang' wurde im Juni 2001 aufgrund festgestellter Mängel bei der Einhaltung unserer 'Standards of Engagement' (SOE) gekündigt.
Die in dem Bericht des HKCIC dokumentierten Probleme in der Fabrik 'Kuan Ho' basieren auf einer nicht näher spezifizierten Anzahl von Interviews mit Arbeiterinnen und Arbeitern. Das HKCIC hatte jedoch keinen direkten Zugang zum Fabrikgelände. An dieser Stelle möchten wir anmerken, daß der Bericht daher eine Reihe von faktischen Ungenauigkeiten aufweist, welche sich auf die Herstellungsprozesse, Arbeitsabläufe und Entlohnung in der Fabrik beziehen. Trotz allem nehmen wir seinen Inhalt äußerst ernst, denn wir haben mit dem HKCIC ein gemeinsames Anliegen: das Wohl und die Sicherheit der Arbeiterinnen und Arbeiter in dieser Fabrik.
Unser Verhaltenskodex in Form der "Standards of Engagement" (SOE) verlangt von unseren Zulieferern, dass sie sich an grundlegende Beschäftigungsstandards halten. In China, einem unserer wichtigsten Zulieferländer, verfügen wir über sechs SOE-Team-Mitglieder, welche Experten für Beschäftigungsstandards sowie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sind. Weitere Mitglieder unseres SOE-Teams besuchen die Region regelmäßig, um das SOE-Programm zu unterstützen und Schulungsseminare zu veranstalten.
Zusätzlich zu unseren internen SOE-Bemühungen verlangen wir im Rahmen unserer Mitgliedschaft in der Fair Labour Association ("FLA") regelmäßige Kontrollen unserer Zulieferbetriebe. Mehrere solche unabhängige FLA-Audits wurden in chinesischen Zulieferfabriken durchgeführt, welche adidas-Salomon mit Bällen beliefern. Darüber hinaus begrüßen wir einen konstruktiven Dialog mit und Untersuchungen durch weitere Stakeholder, welche der selben Zielsetzung folgen wie unser SOE-Team: positiv auf das Leben der Menschen einzuwirken, die adidas-Salomon Produkte herstellen. Dies ist die grundlegende Basis, auf der wir mit dem HKCIC, einer Nicht-Regierungsorganisation, bereits in der Vergangenheit Gespräche geführt und gemeinsam in Projekten zusammengearbeitet haben.
Nach der Veröffentlichung des Berichts haben wir uns umgehend mit dem HKCIC getroffen, zum einen, um aus erster Hand die Vorwürfe, die in dem Bericht erhoben werden, zu erfahren, zum anderen, um dem HKCIC aktuelle Informationen über unser SOE-Programm in der Fabrik Kuan Ho zur Verfügung zu stellen. Seit dem dritten Quartal 2001 wissen wir über Probleme bei diesem Hersteller. Diese Probleme beziehen sich vorwiegend auf physische Arbeitsbedingungen, d.h. unzureichende Maßnahmen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, jedoch auch auf mangelhafte Umsetzung von Beschäftigungsstandards wie die Bezahlung von Mindestlöhnen, korrekte disziplinarischen Maßnahmen und Arbeitszeiten. Der Maßnahmenplan, welcher während der vergangenen sechs Monate von unserem SOE-Team zusammen mit der Fabrik entwickelt wurde, greift viele der Probleme auf, die seitens des HKCIC in seinem Bericht genannt wurden. Wir haben das HKCIC gebeten, mit einer unabhängigen Überwachung der Fabrik fortzufahren, insbesondere um zu messen, ob die Verbesserungsmaßnahmen, die wir von der Fabrik erwarten, tatsächlich den Bedürfnissen der Arbeiterinnen und Arbeitern gerecht werden.
Ab dem Zeitpunkt, an dem erstmals Probleme hinsichtlich der Einhaltung der 'Standards of Engagement' vom SOE-Team festgestellt wurden, haben wir entschieden, die Zusammenarbeit mit der Fabrik Kuan Ho nicht aufzukündigen, sondern auf das Management einzuwirken, die erforderlichen Verbesserungen durchzuführen. Wir haben beträchtliche Zeit mit der Befragung von Beschäftigten verbracht, um ihre Situation und Perspektive zu erfahren. Regelmäßige Treffen fanden mit dem Management statt, um Zeitpläne für sofort erforderliche und laufende Maßnahmen zu entwickeln. Wir stellen jedoch fest, daß es Grenzen der Einflußnahme auf unsere Zulieferpartner gibt. Das Auftragsvolumen, welches von adidas-Salomon plaziert wird, macht derzeit 10 % der jährlichen Produktionskapazität der Fabrik aus. Wir ermutigen daher andere bekannte Marken, die bei Kuan Ho Produkte herstellen lassen, uns in unseren Bemühungen zu unterstützen.
Abschließend haben wir der Betriebsleitung von Kuan Ho in China verdeutlicht, dass die Ergebnisse des HKCIC viele der Probleme beschreiben, die von adidas-Salomon bereits identifiziert und auf lokaler Ebene aufgegriffen wurden. Hierbei ging es insbesondere um unzulässige Disziplinarmaßnahmen, unzureichende Dokumentation über bestehende Beschäftigungsverhältnisse sowie mangelhafte Kommunikation mit den Beschäftigten hinsichtlich Überstundenentlohnung, freiwilliger Überstunden und Urlaubstage. Die Betriebsleitung von Kuan Ho hat, wie im HKCIC-Report erwähnt, zwar schon viele wichtige Verbesserungen vorgenommen, doch bleibt noch viel zu tun, bevor die Arbeitnehmer alle ihnen zustehenden Rechte wahrnehmen und in einer 100% sicheren Umgebung arbeiten können. Wir werden auch weiterhin eng mit der Fabrik und unseren Stakeholdern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir dies erreichen.